(Autor: Clemens)
Stell dir vor, du fährst mit dem Expeditionsteam auf einem schnellen, aber doch recht kleinen Boot aus der Hafenausfahrt von Penzance / England, während die Wellen des Atlantiks gegen das Boot schlagen. Ein leichter Wind weht durch dein Haar, Du schmeckst das Salz auf deiner Zunge und das Rauschen des Meeres verspricht Abenteuer. Doch die raue See ist nicht unsere einzige Herausforderung. Wir sind hier, um uns einer besonderen Aufgabe zu stellen, die weit über das Gewöhnliche hinausgeht.
EXTAC – Expedition & Tactical Medicine
Hier dreht sich alles um Erste Hilfe und Leben retten in Extremsituationen.
Im Sommer 2024 hatte ich das Privileg, mit dem Mission Erde Team und dem Meeresbiologen Robert Marc Lehmann an einer wissenschaftlichen Haiexpedition in England teilzunehmen. In 12 intensiven Tagen sind wir nicht nur in die faszinierende Welt der Blauhaie abgetaucht, sondern haben auch die Grenzen der medizinischen Notfallversorgung auf hoher See getestet.
Die Herausforderung
Unsere Mission begann mit einer gründlichen Planung. Als Expeditionsarzt war es meine Aufgabe, ein umfassendes Sicherheits- und Notfallkonzept zu entwickeln. Das bedeutete, dass ich im Vorfeld nicht nur die medizinischen Bedürfnisse der Teilnehmer analysierte, sondern auch potenzielle Notfälle antizipierte. Wo befindet sich das nächste geeignete Krankenhaus, die nächste Druckkammer? Wie lange dauert die Anfahrt? Welche Herausforderungen könnten uns auf dem Weg dorthin erwarten? All diese Fragen mussten beantwortet werden, denn in dieser rauen Umgebung kann jede Sekunde entscheidend sein.
Die Wetterbedingungen waren oft herausfordernd. Mit Wellen, die über zwei Meter hoch waren, war es nicht nur eine physische, sondern auch eine mentale Prüfung. Für einige Expeditionsteilnehmer war der Kampf mit dem eigenen Magen die größte Herausforderung in dieser Zeit. Trotzdem ich als geübter Segler normalerweise keine Probleme auf dem Ozean habe, musste ich feststellen, dass mein Magen auf einem kleinen Motorboot auch einige Zeit der Gewöhnung brauchte. Doch die Vorfreude auf das, was uns erwarten würde, trieb uns an.
Notfallplanung und Sicherheit
In enger Zusammenarbeit mit Robert und seinem Team von Mission Erde haben wir ein Notfallkonzept entwickelt, das auf höchstem Niveau funktioniert. Mein Notfallrucksack war sorgfältig gepackt, um die potenziell lange Evakuierungszeit von 3-4 Stunden optimal zu überbrücken und die in der Risikoanalyse erarbeiteten, wahrscheinlichsten Notfälle bestmöglich zu versorgen.
Notfallplanung:
Sicherheit durch präzise Vorbereitung
Die Notfallplanung ist ein zentraler Bestandteil jeder Expedition, insbesondere wenn man sich in einem herausfordernden Umfeld wie dem offenen Meer bewegt. Ein entscheidender Punkt war die Identifizierung des nächstgelegenen, geeigneten Krankenhauses. Es musste eine 24-Stunden- Notaufnahme- Bereitschaft bieten, über einen Schockraum sowie eine Blutbank verfügen, um im Ernstfall schnell reagieren zu können. Zusätzlich benötigten wir Informationen zu nächstgelegenen Druckkammer, die rund um die Uhr geöffnet ist, um bei möglichen Dekompressionsunfällen schnelle Hilfe leisten zu können.
Die Koordinaten und Anfahrtswege dieser Einrichtungen waren unerlässlich, ebenso wie die Erreichbarkeiten und die Nummer der Tauchhotline. Wir mussten uns überlegen, wie wir im Notfall am schnellsten zur Druckkammer und ins Krankenhaus gelangen konnten. Welche Routen waren am sichersten, und welche Häfen sollten wir ansteuern? Die Notfallnummern und Kontaktstellen waren ebenfalls entscheidend. Wer war im Falle eines Notfalls der richtige Ansprechpartner?
Um die Effizienz unserer Planung zu maximieren, haben wir auch die Verfügbarkeit eines Rettungshubschraubers in der Umgebung überprüft. Zudem mussten wir klären, ob im Krankenhaus sofortige Zahlungen erforderlich sind und welche finanziellen Aspekte im Notfall zu beachten sind.
In einem kritischen Moment kann diese Vorbereitung und die schnelle Verfügbarkeit der wichtigsten Informationen (Fieldnotes) den entscheidenden Unterschied machen und Leben retten.
Der Notfallrucksack:
Lebensretter auf hoher See
Ein entscheidender Aspekt der Notfallplanung für unserer Expedition war das sorgfältige packen des Notfallrucksacks. Die Zusammenstellung der richtigen Ausrüstung ist immer ein heikler Punkt auf Expeditionen und ist immer ein Kompromiss. Auf einem kleinen Boot ist der Platz für die Notfallaustattung stark begrenzt, was eine präzise Priorisierung der Ausrüstung unerlässlich macht. Es ist unmöglich für jeden Notfall das nötige Equipment mitzuführen, also orientieren wir uns an den wahrscheinlichsten und den schlimmsten Szenarien. Die Herausforderung besteht darin, die Balance zwischen der Notwendigkeit, bestmöglich ausgerüstet zu sein, und den stark begrenzten räumlichen Kapazitäten zu finden. Jeder einzelne Ausrüstungsgegenstand muss daher wohlüberlegt ausgewählt werden. Von Verbandmaterialien im Falle eines Haibisses bis zum Notfallsauerstoff für die Behandlung eines schweren Tauchunfalls – alles muss passen und schnell zugänglich sein. Für mich ist es immer wieder eine enorme Herausforderung die Ausrüstung zu priorisieren und an jede einzelne Mission anzupassen, da im Hinterkopf immer der Gedanke mitschwingt, dass ich im Ernstfall für das Leben jedes einzelnen Teammitglieds verantwortlich bin.
Doch die Auswahl allein reicht nicht aus. Es ist von enormer Wichtigkeit, dass sich jedes Teammitglied mit dem Notfallrucksack auskennt. Jeder muss wissen, wo welche Ausrüstung zu finden ist und welche Modultasche bei welchem Notfall angereicht werden muss. In kritischen Momenten, wenn die Zeit drängt, ist keine Zeit mehr zum üben oder erklären, dann muss jeder Handgriff sitzen.
Die Vorbereitung auf mögliche Notfälle wird erst richtig greifbar, wenn man sich bewusst macht, unter welchen Bedingungen wir im schlimmsten Fall einen Notfallpatienten versorgen müssen. Die raue See, welche das kleine Boot enorm schaukeln lassen, wenig Platz um einen Notfallpatienten an Bord zu versorgen und nicht zuletzt die lange Evakuierungszeit sind Faktoren, die eine Rettung extrem schwierig machen können.
Vorausbildung
Ein essenzieller Bestandteil unserer Vorbereitung war die umfassende Vorausbildung, die wir vor Beginn der Expedition durchführten. Um sicherzustellen, dass jedes Teammitglied in der Lage ist, im Notfall schnell und effektiv zu handeln, haben wir die wichtigsten Maßnahmen zu den antizipierten Notfällen zunächst an Land geübt.
Wir konzentrierten uns auf die häufigsten Szenarien, die wir während dieser Mission erwarten konnten – von Verletzungen durch Haie bis hin zu medizinischen Notfällen, die durch die raue See und das wackelnde Boot verursacht werden könnten. Die Übungen waren praxisnah und wurden exakt auf die Bedingungen unserer Mission abgestimmt.
Nachdem wir an Land ein solides Fundament gelegt hatten, wechselten wir auf das Boot, um die Notfallübungen unter realistischen Bedingungen zu trainieren. Diese Übungen erforderten nicht nur viel Koordination, sondern auch Teamarbeit. Wir simulierten Notfälle und übten die Abläufe für die schnelle Bergung und Versorgung von Verletzten, während das Boot durch die Wellen schaukelte.
Die Kombination aus Theorie und Praxis stellte sicher, dass wir im Ernstfall nicht nur wissen, was zu tun ist, sondern auch, wie wir es tun können und welche zusätzlichen Herausforderungen im Ernstfall entstehen können.
Und dann ging es los
Die innovativen, nichtinvasiven Methoden, mit der wir die wissenschaftlichen Daten über die Blauhaie sammelten erforderten Mut und Präzision. Robert musste den Haien ganz nahekommen, um die Sender an eine der beiden Brustflossen anzubringen, während der Rettungstaucher und ich bereitstanden, um im Notfall sofort eingreifen zu können. Was genau in einem solchen Fall passiert haben wir vor dem ersten Haikontakt intensiv an Bord geübt. Wie kommt der Patienten am schnellsten aufs Boot? Wo genau wird er hingelegt? Wo liegt die Ausrüstung und wer übernimmt im Notfall welche Aufgabe. Dabei wurde allen Teilnehmern sehr schnell klar, dass bei einer Wellenhöhe von 2m allein die Bergung des Patienten auf das schaukelnde Boot bereits eine enorme Herausforderung darstellt.
Am Ende dieser 12 intensiven Tage können wir auf eine unvergessliche Erfahrung zurückblicken. Glücklicherweise blieb uns ein ernsthafter Notfall erspart, und wir konnten uns voll und ganz auf unsere Mission konzentrieren. Die Erkundung der faszinierenden Welt der Blauhaie und die sorgfältige Durchführung unserer wissenschaftlichen Arbeiten haben uns nicht nur wertvolle Daten gebracht, sondern auch eine Fülle an Eindrücken und Erinnerungen.
Besonders beeindruckend waren die zufälligen Begegnungen mit Delfinen, dem Heringshai und anderen Meeresbewohnern, die unsere Expedition auf wunderbare Weise bereicherten. Diese Momente der Verbundenheit mit der Natur bleiben uns für immer in Erinnerung.
Den kompletten Film gibt es bald bei Youtube auf Roberts Kanal!
Fazit
Diese aufregende, aber auch nicht ungefährliche Erfahrung hat mir einmal mehr gezeigt, wie wichtig eine fundierte Erste Hilfe- und Notfallausbildung ist – nicht nur auf Expeditionen, sondern in jedem Lebensbereich.
Die Expedition mit Mission Erde und Robert war nicht nur eine intensive und sehr erfolgreiche Reise in die Welt der Haie, sondern auch eine tiefgreifende Erfahrung in Sachen Notfallversorgung unter extremen Bedingungen. Lass uns gemeinsam dafür sorgen, dass du auf dein nächstes Abenteuer bestens vorbereitet bist – denn Sicherheit sollte immer an erster Stelle stehen.
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